Panasonic hat heute die neue Vollformatkamera „Panasonic Lumix S5“ vorgestellt und ich hatte die Gelegenheit, sie schon vorab als Prototypen zu testen und möchte hier mal darüber berichten.
Wichtige Information vorweg: Ich bin schon seit längerer Zeit mit der Firma Panasonic verbunden und konnte bereits Vorabversionen der Lumix G9, Lumix S1 und S1R testen. Seit Anfang des Jahres bin ich Panasonic Markenbotschafter, fotografiere & filme vorwiegend mit Lumix-Kameras, setze aber auch andere Kameramarken in meinem fotografischen Alltag ein. Dieser Bericht spiegelt zu 100% meine eigene Meinung wieder, wurde mir nicht von Panasonic in den Mund gelegt und auch vorab nicht kontrolliert & freigegeben. Hier schreibe ganz klar ich: der Thomas.
Erste Eindrücke der Lumix S5
Vor einem Monat bekam ich von Panasonic die Info „Thomas, wie haben da bald etwas Neues am Start“ und da wurde ich – als Tech-Nerd – natürlich schon mal ganz spitzohrig. Mitte August bekam ich dann ein Paket: ein Protoyp (Vorserienmodell Version 0.4) der Panasonic Lumix S5 mit dem Panasonic Lumix 20-60mm Objektiv. Dazu erhielt ich eine Liste der technischen Spezifikationen und Neuerungen/Verbesserungen. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die ausführlichen Spezifikationen der S5 eingehen, denn das wäre zu viel und diese Informationen kann man auf anderen Webseiten genauer nachlesen. Ich möchte nur berichten, wie sie sich bei meiner Arbeit so geschlagen und angefühlt hat.
Als Erstes fiel mir ihre geringe Größe und das leichte Gewicht auf. Da ich sonst mit der Lumix GH5 und der Lumix S1R arbeite, war ich wirklich sehr überrascht, wie Panasonic es geschafft hat, so viel Technik in ein so kleines & leichtes Gehäuse zu packen.
Die Funktionsvielfalt und Konfigurationsmöglichkeiten
An den Lumix-Kameras weiß ich die Funktionsvielfalt sehr zu schätzen! In der S5 erwarteten mich Dual-SD-Slot, 4K Film mit 60 fps in 10 Bit, 180 fps in 1080p, V-Log, Dual-ISO, Social Media Funktionen, vollständige Touchbedienung, Staub- und Spritzwasserschutz, High-Resolution-Mode, Quick & Slow-Modus und Vieles mehr. Im ersten Moment war ich fast erschlagen. Ein kleiner Kritikpunkt ist allerdings, dass nur einer der beiden SD-Speicherkartenslots für schnelle UHS-2-Karten ausgelegt ist, so dass die zweite SD-Karte nicht ganz so schnell beschrieben werden kann.
Was mir besonders gut gefiel (und was auch viele andere Tester bei Panasonic Lumix Kameras positiv betonen), ist die hervorragende Bedienbarkeit der Kamera. Die Lumix S5 hat viele Knöpfe, die ergonomisch angeordnet und logisch belegt sind. Zudem lassen sich fast alle Knöpfe auf die eigene Nutzungsart individualisieren und frei belegen. Ich schätze auch sehr, dass man sich bis zu 12 eigene „Programme/Settings“ abspeichern kann, die dann per Modus-Wahlrad und/oder Menü schnell ausgewählt werden können. Ich habe mir meist 5-6 eigene „Motivprogramme“ vorbereitet, die ich dann schnell abrufen kann. Innenraum-Architekturaufnahmen: Programm 3 mit Belichtungsreihen-Automatik, manuellem Fokus und Selbstauslöser. Reportage: Programm 2 mit C-AF, Motiverkennung und schneller Bildfolge. Zwischen beiden Programmen kann ich in einer Sekunde wechseln. Das erwarte ich von einer Profikamera: schnelle Bedienung so wie ich es will. Großartig!
Erste Technik-Tests
Die Lumix S5 vereint wirklich viele Funktionen, die man für Foto und Film benötigt: sie ist ganz klar als Hybridmodel ausgelegt. Während die Lumix S1H das derzeitige Filmflaggschiff darstellt und die Lumix S1R das Topmodell der Fotoserie ist, haben sich die Ingenieure bei der Lumix S5 darauf konzentriert, ein hybrides „Alltagsmodell“ zu schaffen, welches man aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes immer dabei haben kann und das Foto & Film gleichermaßen bedient.
In der Vergangenheit wurde öfter kritisiert, dass der kontrastbasierte Continuous-Autofokus der Lumix-Kameras nicht in jeder Situation zuverlässig funktioniert, also wollte ich den neuen C-AF der S5 sogleich mal testen. Mit einem Model habe ich einige bewegte Test-Reihen fotografiert (reines JPG, da RAWs noch nicht von den Grafikprogrammen unterstützt werden). Mir fiel als Erstes auf, dass der Autofokus Objekte deutlich früher erkennt (Augen-, Gesichts-, Kopf- und Körpererkennung). Selbst bei starken Kontrastwechseln (Sonne & Schatten) lief diese Erkennung absolut zuverlässig, auch wenn das Model noch sehr weit entfernt und daher klein im Bild war. Hier war schon eine deutliche Verbesserung zu den G & S1/R/H-Modellen spürbar! Dennoch war ich mit den fotografischen Ergebnissen noch nicht ganz zufrieden – es gab mehr Ausschuss, als ich aufgrund der guten Motiverkennung erwartet hatte. Warum das so war und wie die Sache mit dem C-AF weiter geht, gibt es hier später noch zu lesen.
Einladung von Panasonic zur offiziellen Vorstellung der Panasonic Lumix S5
Mitte August traf ich mich in Hamburg mit Panasonic-Mitarbeitern zur offiziellen Vorstellung der Panasonic Lumix S5. Hier erklärten mir einige Fototrainer die vielfältigen neuen Funktionen, denn alles hatte ich so schnell auch noch nicht verstehen und testen können. Bei 33 Grad Außentemperatur und noch mal einigen Grad mehr unter den Film-Scheinwerfern schwitzen nicht nur unsere Körper, sondern auch unsere Gehirne, die viel zu verarbeiten hatten :)
Nach dem ersten Einführungs- und Erklärungstag trafen wir uns am Folgetag mit einem Model-Pärchen im Hamburger Stadtpark und ich konnte viele der neuen oder verbesserten Funktionen genauer testen. Begleitet wurde ich von einem 3-köpfigen Panasonic-Team, die ein paar Making-Of-Sequenzen filmten und auch mit der Lumix S5 fotografierten. An diesem Test-Tag verwendete ich auch das neue Sigma 45mm f2,8 Objektiv für den L-Mount. Ein wahrlicher Winzling mit doch toller Abbildungsleistung. Ich muss hier nochmal erwähnen, dass ich nur JPG-Dateien begutachten konnte, da die RAWs noch nicht von den Grafikprogrammen unterstützt werden. Ich kann also noch keine finalen Aussagen zur Bildqualität treffen.
Wir fotografierten und filmten wie die Weltmeister, der Akku hielt absolut wacker durch. Erst am späten Nachmittag neigte sich der Akku dem Ende entgegen, aber da die S5 per USB-C aufgeladen und mit Strom versorgt werden kann, schloss ich eine Powerbank an die Kamera an und somit war das Ende unseres Tests noch lange nicht erreicht. Bei 33 Grad im Schatten stellte ich die Panasonic Lumix S5 in die pralle Sonne und filmte nahezu 30 Minuten in 4K mit 60 fps in 10 Bit (interne Aufzeichnung). Die Kamera wurde natürlich warm, aber sie überhitzte nicht und schaltete sich auch nicht ab. Bei der Hitze machte ich schlapp – die S5 nicht!
Fazit zum Testtag und erfreuliche Ausblicke
Am dritten Tag trafen wir uns wieder im Studio, um die Ergebnisse zu besprechen und ein Fazit zur Kamera aufzunehmen. Kurz bevor wir mit dem Dreh loslegen wollten, bekamen wir die Firmware-Version 1.0 (vorher Version 0.4) und mussten sie sogleich auf unsere Kameras spielen. Ich erwähnte vorab schon mal, dass sich der kontrastbasierte Continuous-Autofokus schon deutlich verbessert hatte, mich aber dennoch nicht gänzlich überzeugen konnte. Mit dieser Firmware änderte sich alles: der Fokus klebte am Motiv und die Trefferquote war überragend. Wir testeten die S5 mit verschiedensten Objektiven (20-60mm, 24-70mm, 70-200mm, 50mm, …) und der Fokus heftete wie festgenagelt an unseren Augen, Köpfen und Körpern, obwohl wir High-Level-Ninja-Moves ausführten. Ich kann ganz klar behaupten, dass dies der beste AF aller Kameras war, mit denen ich bisher über einen längeren Zeitraum gearbeitet habe (Panasonic Lumix S1R & GH5, Canon 5D Mark 4 und Vorgänger, Olympus OM-D EM-1 Mark 2 und Vorgänger, Leica, …). Mein Fotokollege Ronny, der selber mit der Sony A9 arbeitet, bei der Präsentation der Lumix S1/R (Anfang 2019 in Hamburg) dabei war, konnte die Lumix S5 auch mal für 10 Minuten testen. Er war ebenso von der deutlich spürbaren Verbesserung des (Continuous-)Autofokus beeindruckt.
Mit diesen Verbesserungen konnten wir unser Fazit noch deutlich positiver und befreiter aufnehmen. Mir wurde mitgeteilt, dass auch die Lumix S1-Serie in der nächsten Zeit diesen neuen verbesserten Autofokus per Firmware-Update erhalten sollen. Darauf freue ich mich ganz besonders!
Während unserer Aufzeichnung besuchte uns ein weiterer Panasonic-Mitarbeiter mit einem brandneuen Objektiv, welches noch unangekündigt ist. Hierzu darf ich keine Details verraten, nur dass ich freudig begeistert war, da sich der Objektivpark für den L-Mount rasant erweitert.
Kleine Randbemerkung: ab und zu verwende ich an der Lumix S1R per Sigma MC-21 Adapter auch EF-Objektive. Das funktioniert wirklich einwandfrei und erleichtert mir den System-Umstieg auf Panasonic enorm. Als Blitze setze ich momentan verschiedene Godox-Modelle ein, die auch per Funk gesteuert werden können. Panasonic stellt mit seinen Lumix-Kameras also keine Insellösung dar, sondern integriert sich sehr gut in bereits vorhandene Systeme. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich das Lumix-S-System weiter ausbaut/entwickelt – besonders aufgrund der L-Mount-Allianz mit Leica und Sigma – wird eine Adaption anderer Objektive aber nicht mehr lange nötig sein.
Für wen ist die Panasonic Lumix S5 geeignet?
Auch wenn die Lumix S5 derzeit den Einstieg in das Vollformatsystem von Panasonic darstellt, ist sie alles Andere als eine Einsteigerkamera. Sie ist definitiv ein Profimodell und mit ihren vielfältigen Foto- und Filmfunktionen sehr breit aufgestellt. In meinem Arbeitsablauf sehe ich sie in der Reise- und Reportage-Fotografie (klein & leicht). Sie ist auch die perfekte Kamera für alle Social-Media-Aktivitäten. Sie wird langfristig meine GH5 als Filmkamera ablösen, wobei ich die Lumix GH5 weiterhin behalten und einsetzen werde. Ganz stark wird die Lumix S5 auf unserem TabulaRaaza-Festival sein, da sie dort ihre Qualitäten als Hybridkamera unter Beweis stellen kann. Foto mit der einen und Film mit der anderen Kamera? Nein, das geht nun beides mit einer einzigen Kamera! Natürlich werde ich – wenn es auf eine sehr hohe Foto-Auflösung ankommt – die Werbeshootings eher mit der S1R fotografieren, aber die S5 wird dabei immer in der Fototasche sein und dann zum Zuge kommen, wenn das finale Bild mal nicht in Hauswandgröße gedruckt werden muss. Apropo Fototasche: zusammen mit dem 20-60mm Objektiv werde ich sie als Alltagsbegleiter fast immer mit mir führen, denn die beste Kamera ist die, welche man immer dabei hat ;)
Hier sind nun der Film, der uns bei der Vorstellung der Panasonic Lumix S5 zeigt. Die bisher gezeigten Making-Of-Fotos stammen größtenteils aus anderen Kameras.
Ronny hat einige neue Porträts von mir fotografiert, auf denen ich mit der Panasonic Lumix S1R zu sehen bin.
So sah unsere kleine Fotosession aus meiner Perspektive aus.
Ich danke der Firma Panasonic und ihren Mitarbeitern, dass ich die Kamera testen konnte, sie mich für die Kameravorstellung ausgewählt haben und ich auch schon einen kleinen Blick in die Zukunft werfen durfte. Ich bin sehr froh, mit solch tollen Geräten arbeiten zu können, die mir – als hauptberuflichem Foto- und Filmprofi – den Arbeitsalltag sehr erleichtern und versüßen. Ich weiß sehr zu schätzen, dass meine Kritiken konstruktiv aufgenommen werden und vielleicht gibt es in den Kameras bald neue Funktionen, die auf einigen meiner Wünsche basieren :)
Nachtrag: Da es derzeit zu wenige S5-Testmuster gibt, musste ich „meine“ Lumix S5 an Panasonic zurück geben, damit sie genügend Modelle für die Presse haben. Sofern aber bald genügend S5 Kameras verfügbar sind, erhalte ich hoffentlich wieder eine Lumix S5, um diese dauerhaft einsetzen und noch gründlicher testen zu können.
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